Am höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur, kommt es zu einem tödlichen Angriff an einer Synagoge in Manchester. Zwei Menschen werden getötet, weitere verletzt. Der Schock sitzt tief.
Der Angriff auf Menschen vor einer Synagoge in Manchester mit zwei Todesopfern am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur hat in Großbritannien großes Entsetzen ausgelöst. König Charles III. zeigte sich „zutiefst schockiert und betrübt“ über die Tat. Premierminister Keir Starmer brach seine Teilnahme am Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft in Kopenhagen ab, um eine Krisensitzung in London zu leiten.
Zahlreiche Rettungswagen und schwer bewaffnete Polizisten
Wie die Polizei mitteilte, war ein Auto am Morgen in eine Gruppe von Menschen vor der Synagoge im Norden Manchesters gelenkt worden, ein Mann wurde zudem durch ein Messer verletzt. Auf Bildern vom Ort des Geschehens waren zahlreiche Rettungswagen und schwer bewaffnete Polizisten zu sehen. Die Polizei leitete die sogenannte Operation Plato ein – die Reaktion auf einen Terrorangriff. Zum mutmaßlichen Hintergrund der Tat gab es zunächst aber keine konkreten Angaben.
Zunächst war von vier Verletzten die Rede, später hieß es, zwei Menschen seien gestorben. Auch der mutmaßliche Angreifer sei vermutlich tot, nachdem er von Schüssen der Polizei getroffen wurde, hieß es in einer Mitteilung der Greater Manchester Police. Eine Bestätigung dafür stehe aber aus Sicherheitsgründen noch aus. Befürchtet wurde, der Angreifer könne einen Sprengstoffgürtel getragen haben. Ein Bombenentschärfungsteam sei vor Ort, so die Mitteilung weiter.
Charles und Camilla sind „zutiefst schockiert“
Der britische König Charles und Königin Camilla seien „zutiefst schockiert und betrübt von der Nachricht über den furchtbaren Angriff in Manchester, vor allem an so einem bedeutenden Tag für die jüdische Gemeinschaft“, zitierte die britische Nachrichtenagentur PA eine Mitteilung des Palasts. Ihre Gedanken und Gebete seien bei all denen, die von dem entsetzlichen Vorfall betroffen seien.
Auch der britische Premierminister Keir Starmer zeigte sich entsetzt. „Die Tatsache, dass sich dies am Jom Kippur ereignete, dem heiligsten Tag im jüdischen Kalender, macht es umso furchtbarer“, sagte der Labour-Politiker einer Mitteilung zufolge. Er reiste vorzeitig vom Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPC) in Kopenhagen ab, um eine Sitzung des nationalen Krisenstabs Cobra zu leiten. Starmer sagte zusätzlichen Polizeischutz für Synagogen im ganzen Land zu. „Wir werden alles tun, um unsere jüdische Gemeinschaft zu schützen“, sagte er am Flughafen in Kopenhagen.
Erinnerungen an Angriff auf Synagoge in Halle
Die Tat weckt Erinnerungen an den Anschlag auf die Synagoge in Halle (Saale). Ebenfalls am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur verübte der damals 27-jährige Rechtsterrorist Stephan Balliet am 9. Oktober 2019 einen Anschlag auf die Synagoge. Da die massive Eingangstür seinem Angriff standhielt, konnte ein Massaker unter den mehr als 50 dort versammelten Menschen verhindert werden.
Stattdessen erschoss Balliet eine 40-jährige Passantin und einen 20-jährigen Mann in einem Döner-Imbiss. Bevor er gefasst wurde, verletzte er auf der Flucht weitere Menschen. Balliet, der die Tat live ins Internet streamte, bekannte sich zu antisemitischen und rassistischen Motiven. 2020 wurde er zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt.
Angriff am höchsten jüdischen Feiertag
Jom Kippur ist der höchste jüdische Feiertag, der im gregorianischen Kalender von Jahr zu Jahr auf unterschiedliche Daten im September oder Oktober fällt. In Israel kommt das öffentliche Leben nahezu vollständig zum Stillstand: Geschäfte, Restaurants und Behörden bleiben geschlossen, der Flug- und Straßenverkehr ruht weitgehend. Gläubige verbringen den Tag mit Fasten, Gebeten und der Bitte um Vergebung. Auch säkulare Israelis schätzen die Ruhe, viele nutzen die leeren Straßen zum Radfahren und Spazierengehen. Auch in Großbritannien und weltweit sind Synagogen an dem Tag gut besucht.