Pilzesammeln im Wald: Von Fichten-Reizker bis Parasol: Pilzsaison in vollem Gang

Auf in den Wald: Der Regen hat die Pilze sprießen lassen. Vorher sollte man sich aber gut informieren, sonst besteht Lebensgefahr, wie ein Experte warnt.

Eine bunte Pilzpfanne oder Knödel mit Pilzsauce: Es gibt viele leckere Gerichte mit Waldpilzen. Diese selbst und frisch zu sammeln, ist jetzt auch in vielen hessischen Regionen wieder möglich. 

„Die Saison hat gut angefangen, es kommen gerade viele Arten zum Vorschein“, sagt Alex Maier, Pilzsachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie aus Fulda. Über das lange Wochenende zum Sammeln zu gehen, sei auf jeden Fall empfehlenswert. Neben der Feuchtigkeit seien auch die nun kühleren Nächte gut für die Pilze.

Bis vor etwa zwei Wochen sei wochenlang Flaute in Sachen Speisepilze gewesen, nachdem es Ende Juni und Anfang August schon einmal ein gutes Wachstum gegeben habe. Jetzt könne man zum Beispiel den Maronen-Röhrling, den Riesenbovisten und den Parasol finden, auch Wiesenchampignons gebe es. Den Fichten-Reizker habe er ebenfalls entdeckt. 

Jedes Jahr andere Arten im Vordergrund

Die einzelnen Arten entwickelten sich von Jahr zu Jahr unterschiedlich: „Nachdem es letztes Jahr viele Pfifferlinge gab, sind es in diesem Jahr bisher eher wenige“, hat der Sachverständige beobachtet. 

Auch im Rhein-Main-Gebiet sprießen die Pilze, wie der Sachverständige Thomas Lehr sagt: „Die Bedingungen sind optimal.“ Es gebe viel Feuchtigkeit und die Temperaturen seien nicht zu niedrig. Vor Ort treffe man auf eine recht große Vielfalt: unter anderem Steinpilze, Maronen und den Parasol. 

Viele Pilzsammler unterwegs

Zugleich sei aber auch der Andrang im Wald groß: „Sehr viele Leute sind mit ihren Körbchen unterwegs.“ Daher sei stellenweise die Frage, ob überhaupt noch Pilze zum Sammeln übrig seien. Seit der Corona-Pandemie habe er eine größer werdende Nachfrage auch nach geführten Touren registriert, sagt Lehr.

Sich gut zu informieren, sei unbedingt nötig, sagt der Sachverständige. „Es gibt immer wieder Leute, die sich nicht genau im Klaren darüber sind, was man ins Körbchen legt und was man besser stehen lässt.“ Jedes Jahr komme es in Deutschland zu mehreren Todesfällen deshalb. 

Beim Giftinformationszentrum für Rheinland-Pfalz, Hessen und das Saarland in Mainz gehen jährlich Hunderte Notrufe wegen möglicher Pilzvergiftungen ein, die Zahl schwankt nach Auskunft des Zentrums zwischen 200 und 700, meist zwischen 400 und 500. 

Bewusstsein für die Gefahr wichtig

„Das Bewusstsein ist wichtig, dass es stark giftige Pilze gibt“, sagt Lehr. Man müsse die Merkmale der einzelnen essbaren Arten genau kennen und diese stets gut vergleichen. 

Experten empfehlen, sich an folgende Regeln zu halten:

Nur ernten, was man hundertprozentig kennt oder bestimmen kannBei Unsicherheit Pilzberater aufsuchenIm Zweifel Pilze lieber stehenlassenNicht auf Pilz-Apps verlassen – sie sind nicht zuverlässig genugPilze in luftigen Körbchen transportieren, nicht in PlastiktütenPilze aus dem Boden herausdrehen statt abschneiden, um den gesamten Stiel zu erhalten.

200 Arten als Speisepilze geeignet

Rund 5.000 Pilzarten gibt es in Deutschland, rund 200 davon sind als Speisepilze geeignet. Steinpilze, Maronen, Pfifferlinge, Champignons, Butterpilze und Röhrlinge gehören zu den beliebtesten Arten. Waldpilze sollten 15 bis 20 Minuten erhitzt werden, da sie roh giftig sein können. 

Besonders häufig führt der Grüne Knollenblätterpilz zu Vergiftungen, sein Verzehr ist in 80 Prozent der tödlich endenden Fälle Ursache. Zu den ersten Anzeichen einer Vergiftung zählen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schweißausbrüche und Benommenheit. Bei Verdacht einer Vergiftung soll sofort der Giftnotruf oder der Rettungsdienst kontaktiert werden.