Machtkampf: Trump droht demokratischen Städten mit Entzug von WM-Spielen

Der Konflikt zwischen demokratisch regierten US-Städten und Donald Trump geht in die nächste Runde. Er droht, WM-Spiele zu verlegen. Dafür reiche ihm ein Anruf.

241 Tage noch, dann rollt bei der bis dato größten Fußball-Weltmeisterschaft erstmals der Ball. Erstmals werden 48 Mannschaften bei den Titelkämpfen in den USA, Kanada und Mexiko um die Fußball-Krone spielen.

Für US-Präsident Donald Trump die perfekte Gelegenheit, sich in Szene zu setzen. Bereits bei der Klub-Weltmeisterschaft überließ Fifa-Chef Gianni Infantino Trump die Übergabe der Trophäe – und der US-Präsident blieb länger auf dem Siegerpodest als gewünscht.

Neun Monate vor Anpfiff des Eröffnungsspiels nutzt Trump nun die WM als Druckmittel auf unliebsame Städte. Er könne seine Verbindungen mit Gianni Infantino nutzen, und die Spiele in andere Städte verlegen. „Er würde das nicht mögen, aber er würde es ohne Weiteres machen“, behauptete Trump am Dienstag (Ortszeit) im Weißen Haus. Die elf US-Gastgeberstädte der Weltmeisterschaft 2026 sind Seattle, San Francisco, Atlanta, Boston, Dallas, Houston, Los Angeles, Kansas City, Miami, New York/New Jersey und Philadelphia.

Trump will Spiele der Fußball-WM verlegen

Dabei spielte Trump einmal mehr auf die angeblich ausufernde Kriminalität in einigen von Demokraten regierten Städten an. „Wenn jemand schlechte Arbeit leistet und ich das Gefühl habe, dass unsichere Bedingungen herrschen, würde ich Gianni anrufen“, sagte Trump. In den vergangenen Monaten hatte der US-Präsident immer wieder die angeblich unsichere Lage in Großstädten als Begründung angeführt, um die Nationalgarde zu entsenden. Vielfach untersagten Gerichtsurteile jedoch die Entsendung, weil keinerlei Aufstand ersichtlich ist.

Eine der Städte, die Trump im Auge hat, ist Boston. In der Stadt waren kürzlich bei einem sogenannten „Street Takeover“ Polizeibeamte angegriffen und ein Polizeiauto in Brand gesetzt worden. Bei einem „Street Takeover“ handelt es sich über eine nächtliche Ansammlung großer Gruppen, die illegale Auto-Stunts aufführen. Eine politische Affinität wird ihnen jedoch nicht nachgesagt. Trump aber nutzte den Vorfall in Boston für einen Angriff auf die demokratische Bürgermeisterin Michelle Wu. „Sie macht einen schlechten Job und ist eine radikale Linke“, so Trump. Die „Demonstranten hätten einen großen Teil der Stadt übernommen“, behauptete er. 

Im September hatte Trump behauptet, dass die beiden WM-Gastgeberstädte Seattle und San Francisco „von radikalen linken Verrückten regiert werden, die keine Ahnung haben, was sie tun“. Was Trump dabei jedoch nicht beachtet hat: Die Stadien in Boston und San Francisco liegen gar nicht in den Großstädten, sondern weit davor. Ins Stadion nach Foxborough sind es von Boston aus rund 50 Kilometer, die Arena in Santa Clara ist fast 70 Kilometer von San Francisco entfernt.

Trump und Fifa-Chef Infantino haben enge Verbindung

Donald Trump wird eine sehr gute Verbindung zu Fifa-Chef Gianni Infantino nachgesagt. Der Schweizer war bereits mehrfach im Oval Office zu Besuch, überreichte dabei Trophäen der Klub-WM und der anstehenden Fußball-WM. Für die WM-Vorbereitung hat die Fifa zudem ein Büro im Trump Tower in New York bezogen. Selbst bei der Zeremonie zur Unterzeichnung der Friedenserklärung im Nahen Osten wurde Infantino an der Seite Trumps gesichtet. Die ägyptische Zeitung „Al-Masri al-Jum“ bezeichnete den Schweizer als „seltsamsten“ Gast des Gipfels in Scharm El-Scheich, an dem zahlreiche Staats- und Regierungschefs wie Bundeskanzler Friedrich Merz teilnahmen.

Ob Trump aber einfach so Spielorte ändern kann, ist fraglich. Die Verträge wurden bereits in Trumps erster Amtszeit 2018 unterschrieben, eine Veränderung würde einen erheblichen Eingriff bedeuten. Victor Montagliani, Präsident des nordamerikanischen Fußballverbands Concacaf und Vizepräsident der Fifa, erteilte den Plänen zumindest schon eine Absage. „Bei allem Respekt gegenüber den derzeitigen Staats- und Regierungschefs der Welt: Der Fußball ist größer als sie, und der Fußball wird ihre Regime, ihre Regierungen und ihre Parolen überdauern“, erklärte Montagliani. Es sei das Turnier der Fifa, es unterliege der Zuständigkeit der Fifa und der Weltverband würde diese Entscheidungen treffen, betonte der Kanadier.

Trump droht auch mit Verlegung von Olympischen Spielen

Auch das zweite sportliche Großereignis in seiner Amtszeit hat Donald Trump im Auge: die Olympischen Sommerspiele in Los Angeles 2028. Er könne eine Verlegung des Ausrichtungsorts erwirken, falls die Stadt nach seinem Empfinden „nicht angemessen vorbereitet sein sollte“, sagte der Republikaner. Dafür sei wahrscheinlich ein anderes Verfahren nötig als bei der Neuvergabe von WM-Partien, „aber wir würden es tun“. Los Angeles war die erste Großstadt, in die der US-Präsident im Juni nach Protesten gegen die Einwanderungsbehörde ICE die Nationalgarde und die US Marines schickte.