In Deutschland schwanken die Spritpreise stündlich – mancherorts sogar minütlich. Baden-Württemberg will das ändern. Doch der ADAC hat damit ein Problem.
Spritpreis hoch, Spritpreis runter, und das immer öfter am Tag: Geht es nach Baden-Württemberg, ist mit diesen Schwankungen an Tankstellen bald Schluss. Über einen entsprechenden Antrag des Landes soll heute der Bundesrat beraten. Eine Entscheidung wird nicht erwartet. Das Thema soll zunächst in die Ausschüsse verwiesen werden.
In dem Antrag wird von der Bundesregierung die Einführung einer Preisbremse etwa nach dem Vorbild Österreichs verlangt. Im Nachbarland ist es den Betreibern von Tankstellen einmal täglich um 12 Uhr erlaubt, die Preise zu erhöhen. Preissenkungen dürfen jederzeit vorgenommen werden.
Die Regelung existiert dort seit 2011. Sie habe sich als zweckmäßig und zufriedenstellend erwiesen, heißt es aus dem österreichischen Wirtschaftsministerium. Sie schaffe Vertrauen beim Verbraucher, der jetzt genau wisse, „dass die Preise am Abend oder am Vormittag billiger sind als kurz nach Mittag“. Das reduziere den Anreiz für Tankstellenbetreiber für dauernde Änderungen in beide Richtungen.
Tankstellen in Deutschland ändern Spritpreise mehrmals am Tag
Das Bundeskartellamt hatte im Frühjahr im Durchschnitt 22 Preisänderungen pro Tankstelle gezählt, bei manchen waren es sogar mehr als 40 oder in seltenen Fällen mehr als 50 am Tag. Seit Jahren folgt der Verlauf dem groben Muster, dass es von einer hohen Spitze im morgendlichen Berufsverkehr in einer wellenförmigen Bewegung nach unten geht. Am billigsten ist Sprit in der Regel am Abend. Im Mai ermittelte der ADAC einen durchschnittlichen Preisunterschied von rund 13 Cent zwischen Tageshoch und Tagestief.
„Es besteht die Gefahr, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher systematisch hinters Licht geführt werden“, begründet der baden-württembergische Verbraucherschutzminister Peter Hauk (CDU) den Vorstoß. Zum Teil gälten die Preise „nur noch für wenige Minuten“. Das mache es für Verbraucherinnen und Verbraucher fast unmöglich, gezielt günstig zu tanken.
Die häufigen Preisänderungen konterkarierten die Arbeit der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe, die 2013 eingerichtet wurde, um mehr Überblick über die Preise zu schaffen. Diese Transparenz laufe nun vermehrt ins Leere – zulasten der Verbraucher.
ADAC: Sprit könnte sogar teurer werden
Der ADAC warnt, dass die angeregte Regulierung für Autofahrer nach hinten losgehen könnte. Sprit könnte dem Kraftstoffmarktexperten Christian Laberer zufolge sogar teurer werden. „Wenn die Konzerne nur einmal am Tag die Preise anheben dürfen, besteht die Gefahr, dass die Erhöhung von vorneherein stärker ausfällt als in einem flexiblen Modell wie bei uns“. Der Gedanke dahinter: Wer später nicht mehr erhöhen kann, geht im Zweifelsfall lieber weiter nach oben.
Sprit ist in der Alpenrepublik deutlich billiger. Nach Daten der EU-Kommission waren es – Stand Montag – bei Superbenzin 21,7 Cent pro Liter, bei Diesel 7,5 Cent. Das habe aber mit der Beschränkung auf eine Erhöhung am Tag aber nichts zu tun, betont ADAC-Experte Laberer: „Das liegt an den dort niedrigeren Steuern auf Kraftstoffe.“
Der ADAC rät Autofahrern deshalb, beim „Tanken die regelmäßigen Schwankungen der Kraftstoffpreise im Tagesverlauf zu nutzen und möglichst zu günstigen Tageszeiten zu tanken“. Damit könne man deutlich sparen. Verkürzt heißt die Sparformel: abends statt morgens.